Wie sicher sind Winterreifen im Vergleich zu Sommerreifen
Winterreifen vs. Sommerreifen: Ein Vergleich
Wie viel sicherer sind Winterreifen im Vergleich zu Sommerreifen? Welche gesetzlichen Voraussetzungen gelten in Deutschland und in Europa und mit welchen Strafen müssen Sie bei einer falschen Bereifung rechnen. Mit Hilfe verschiedener Analysen soll ermittelt werden, wie die beiden Reifentypen auf Schnee oder Glätte abschneiden.
Reifen Unterschiede zwischen Winterreifen und Sommerreifen
Winterreifen werden aus Gummi hergestellt, mit einem höheren natürlichen Kautschukgehalt, im Vergleich zum Sommerreifen. Diese Gummimischung macht den Winterreifen auch bei niedrigen Temperaturen weicher und griffiger. Je weicher ein Reifen, desto besser ist dieser in der Lage mit der Fahrbahn zu verriegeln. Sommerreifen hingegen neigen bei Temperaturen unterhalb +7 °C zu verhärten und verlieren schneller Grip.
Ebenfalls das kompliziertere Laufflächenprofil eines Winterreifens hilft dem Fahrzeug, im Schnee ausreichend Grip zu finden. Hunderte kleiner Rillen (Sipes) sollen dabei helfen, das Wasser besser zu verteilen und Aquaplaning zu verhindern. Diese Rillen beißen sich förmlich in den Schnee und Match und sorgen für optimalen Halt.
Ein dritter Unterschied ist die Tiefe des Reifenprofils. Winterreifen sollten nicht bis zur gesetzlichen Mindestprofiltiefe von 1,5 mm (siehe Winterreifenpflicht in Deutschland) abgefahren werden, sondern bereits ab 4 mm erneuert werden. Kurioserweise sorgt nichts für mehr Grip auf Schnee als Schnee. Sobald sich etwas verdichteter Schnee im Reifen gesammelt hat, verstärkt dies den Gripeffekt und sorgt für noch mehr Traktion.
Winterreifenpflicht in Deutschland
Eine der am häufigsten gestellten Fragen im Internet lautet, ob es eine Winterreifenpflicht in Deutschland gibt oder nicht. Mit der Neufassung der Straßenverkehrsordnung (StVO) aus dem Jahr 2005 wird diese Frage beantwortet: Es gibt keine generelle Winterreifenpflicht für jedermann in Deutschland. Jedoch ist eine, den "winterlichen Wetterverhältnissen" angepasste Bereifung vorgeschrieben.
Im Dezember 2010 präzisierte das Bundesverkehrsministerium die Straßenverkehrsordnung für die Benutzung öffentlicher Straßen. Daraus geht hervor, dass bei Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte nur mit Reifen gefahren werden darf, welche die in Anhang II Nr. 2.2 der Richtlinie 92/23/EWG beschriebenen Eigenschaften erfüllen. Die dort festgelegten Eigenschaften beschreiben einen Reifentypus, der auf den beschriebenen Untergrundverhältnissen bessere Fahreigenschaften aufweist als normale Reifen. Reifen welche diese Voraussetzungen erfüllen sind mit einer M+S Kennzeichnung (Match + Schnee) versehen.
Winterreifenpflicht in Österreich, Schweiz und Europa
Die Winterreifenbestimmungen können in jedem europäischen Land variieren. Jedes Land kann seine eigenen Regeln festlegen, wann Winterreifen genutzt werden müssen. Ebenfalls die Mindestprofiltiefe unterliegt Schwankungen innerhalb Europas und in verschiedenen Regionen gibt es Vorschriften zur Nutzung von Schneeketten oder Spikerreifen. Damit Sie vor bösen Überraschungen verschont bleiben, informieren Sie sich über die europäischen Regelungen zur Nutzung von Winterreifen.
Land
Gesetzliche Vorgaben
Pflichtzeitraum
Details
Albanien
Winterreifen sind keine Pflicht.
Zwischen dem 1. November und dem 30. April ist es Pflicht Schneeketten anzulegen.
Andorra
Winterreifen werden empfohlen, Schneeketten sollten mitgeführt werden.
1.November bis 15. April
Mindestprofiltiefe 4 mm
Armenien
Winterreifen sind kleine Pflicht, aber die Reifen müssen für winterliche Bedingungen geeignet sein.
Belarus
Winterreifen sind Pflicht. Schneeketten sind erlaubt.
1. Dezember bis 1. März
Belgien
Winterreifen sind nicht Pflicht. Schneeketten sind erlaubt.
Bosnien- Herzegovina
Winterreifen, Allwetterreifen oder Schneeketten sind Vorschrift.
1.November bis 15. April
Bulgarien
Winterreifen werden empfohlen, Schneeketten sollten mitgeführt werden.
Deutschland
Nach den Regelungen von 2010 sind Winterreifen oder Allwetterreifen bei winterlichen Bedingungen für alle Pkw und Motorräder auf allen Achsen Pflicht. Schneeketten sollten mitgeführt werden.
Dänemark
Winter- oder Allwetterreifen werden empfohlen.
Estland
Winterreifen sind Pflicht.
1. Dezember bis Ende Februar
Mindestprofiltiefe 3 mm.
Finnland
Winter- oder Allwetterreifen sind Vorschrift. Schneeketten sind erlaubt.
1.Dezember bis Ende Februar
Reifen müssen M&S Symbol aufweisen
Frankreich
Generell sind Winterreifen keine Pflicht. In einigen Bergregionen sind Winterreifen jedoch notwendig. Schneeketten sollten mitgeführt werden.
Griechenland
Winterreifen sind kleine Pflicht, aber die Reifen müssen für winterliche Bedingungen geeignet sein. Schneeketten sind erlaubt.
Großbritannien
Winterreifen sind nicht vorgeschrieben, Schneeketten jedoch erlaubt.
Island
Winter- oder Allwetterreifen sind Pflicht.
1. November bis 14. April
Der Zeitraum variiert, daher bitte überprüfen
Italien
Winterreifen werden empfohlen, sind aber keine Vorschrift. Allerdings müssen in bestimmten Gebieten Schneeketten mitgeführt werden.
15. Oktober bis 15. April.
Im Aosta-Tal müssen Fahrzeuge entweder mit Winterreifen oder Schneeketten ausgestattet sein.
Kroatien
Bei Schneeregen, Schnee und Eis müssen mindestens zwei Reifen vom Typ Winterreifen am Fahrzeug montiert sein. Schneeketten und eine Schaufel müssen mitgeführt werden.
Mindestprofiltiefe 4 mm.
Lettland
Winterreifen sind Pflicht.
1. Dezember bis 1. März
Litauen
Winterreifen sind Pflicht.
1. November bis 1. April
Luxemburg
Winterreifen sind zwar keine Pflicht, die Reifen müssen aber für winterliche Bedingungen geeignet sein.
Mazedonien
Winterreifen sind nicht Pflicht, aber Schneeketten müssen mitgeführt werden.
15. November bis 15. März
Mindestprofiltiefe 5 mm.
Moldawien
Winterreifen sind Pflicht.
1. Dezember bis 1. März
Montenegro
Winterreifen sind Pflicht
15. November bis 31. März
Norwegen
Winterreifen oder Schneeketten müssen bei geschlossener Schneedecke oder Eis auf der Fahrbahn benutzt werden. Schneeketten mitzuführen ist Pflicht.
Österreich
Winterreifen werden empfohlen, Schneeketten sollten mitgeführt werden.
1.November bis 15. April
Mindestprofiltiefe 4 mm. Reifen müssen M&S Symbol aufweisen
Polen
Winterreifen werden empfohlen, sind jedoch nicht vorgeschrieben.
Portugal
Winterreifen sind nicht Pflicht, aber Schneeketten sind dort vorgeschrieben, wo es durch Beschilderung gekennzeichnet ist.
Rumänien
Winterreifen sind nicht Pflicht, aber die Reifen müssen für winterliche Bedingungen geeignet sein.
Mindestprofiltiefe 2 mm.
Russland
Winterreifen sind Pflicht und Schneeketten müssen mitgeführt werden.
Serbien
Winterreifen sind Pflicht. Schneeketten müssen mitgeführt werden.
1. November bis 1. April (Zeitraum kann ggf. verlängert werden)
Mindestprofiltiefe 4 mm.
Slovakei
Winterreifen sind nicht vorgeschrieben, es müssen jedoch M&S Reifen eingesetzt werden, sobald eine geschlossene Schneedecke oder Eis die Fahrbahn bedeckt.
Slowenien
Winterreifen sind Pflicht. Schneeketten und eine Schaufel müssen mitgeführt werden.
15. November bis 15. März
Spanien
Winterreifen sind in Spanien nur in manchen Regionen vorgeschrieben. Achten Sie auf die entsprechenden Verkehrsschilder, in welchen Gebieten Winterreifen oder Schneeketten Pflicht sind.
Schweden
Winterreifen sind Pflicht, Schneeketten werden empfohlen.
1. Dezember bis 31. März
Die Reifen müssen das M&S Symbol aufweisen und mindestens 3 mm Profiltiefe besitzen.
Schweiz
Winterreifen sind landesweit nicht vorgeschrieben, die Reifen müssen jedoch für winterliche Bedingungen geeignet sein. Achten Sie auf Verkehrsschilder, die Gebiete mit Winterreifenpflicht ausweisen. Schneeketten müssen mitgeführt werden.
Tschechien
Winterreifen sind Vorschrift, Schneeketten werden empfohlen.
Mindestprofiltiefe 4 mm.
Türkei
Winterreifen sind nicht Pflicht. Schneeketten müssen in bestimmten Gegenden mitgeführt werden.
Ukraine
Winterreifen sind nicht Pflicht.
Ungarn
Winterreifen sind zwar nicht vorgeschrieben, aber für sich verschlechternde Fahrbahnbedingungen müssen Schneeketten mitgeführt werden.
Zypern
Winterreifen werden empfohlen.
Sommerreifen im Winter
Ein milder Winter, Temperaturen im oberen Plusbereich und Sommerreifen sind kein Problem im Winter. Sinken die Außentemperaturen jedoch unter +7 °C, bauen auch Sommerreifen ab und verlieren ihren Grip. Spätestens jedoch bei Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte ist der Winterreifen Pflicht. Sommerreifen benötigen bereits ab einer Geschwindigkeit von 30 km/h auf Schnee mehr als die dreifache Distanz, um zum Stehen zu kommen. An dem Punkt, an welchem ein Winterreifen zum Halt kommt, wird man bei gleicher Anfangsgeschwindigkeit mit einem Sommerreifen noch immer mit einer Geschwindigkeit von 25 km/h unterwegs sein. Ein Sommerreifen findet schlicht keinen Halt auf einem eisigen Untergrund (die Reifenunterschiede). Ebenfalls der Gesetzesgeber versteht wenig Spaß bei der falschen Bereifung im Winter. So ist zwingend ein Bußgeld in Höhe von 80 Euro sowie ein Punkt in Flensburg vorgeschrieben. Viel schlimmer kann es werden, sollten Sie mit Sommerreifen im Winter einen Unfall verursachen. Man muss damit rechnen, dass die Kaskoversicherung die Zahlung entweder völlig oder teilweise verweigert. Der Schaden des Unfallopfers wird von der Kfz-Haftpflichtversicherung allerdings auch bei falscher Bereifung übernommen. Ebenfalls der Geschädigte, war er mit Sommerreifen unterwegs, kann zu einer Mithaftung herangezogen werden, auch wenn dieser nicht die Schuld am Unfall trägt.
In dem folgenden Video können Sie anschaulich sehen, wie sich ein Sommerreifen im Winter verhält:
Winterreifen vs. Sommerreifen
Ein Sommerreifen im Vergleich zu einem Winterreifen auf Schnee.
Mythen und Vorurteile: Winterreifen
Es kursieren diverse Gerüchte, dass auch der Winterreifen klare Nachteile gegenüber anderen Profilen aufweist. So soll der Winterreifen aufgrund des erhöhten Rollwiderstandes mehr Sprit verbrauchen oder das die Reifenperformance bei Nässe, deutlich hinter dem eines Sommerreifens liege. Ebenfalls die Meinung, Winterreifen seien deutlich lauter oder bieten einen geringeren Fahrkomfort als Sommerreifen, hält sich hartnäckig.
Spritverbrauch Als maßgebliche Einheit für den Verbrauch eines Reifens, gilt der Rollwiderstand. Der Rollwiderstand eines Reifens wird durch ein standardisiertes Verfahren ermittelt, welche in der Regel bei sommerlichen Temperaturen durchgeführt wird. Ein Winterreifen kann aufgrund seiner Reifenmischung hier häufig nur die Einstufung "C" erreichen, wohingegen ein Sommerreifen den Bestwert "A" erzielen kann. Die Differenz zwischen beiden Einstufungen beträgt bis zu 0,22 l/100 km bei einem durchschnittlichen Verbrauch von 6,6 l/100 km. Der Realverbrauch liegt im Winter jedoch deutlich unterhalb dieser Werte. Hinzu kommt eine Vielzahl elektrischer Energiefresser, beheizbare Scheiben, Sitz- oder Lenkradheizungen sowie häufigere Fahrten mit Beleuchtung verfälschen den Spritvergleich zusätzlich.
Reifenperformance bei Nässe Hier stehen die Entwickler vor einem Zielkonflikt, antwortet Dr. Holger Lange, Leiter der Winterreifen-Entwicklung von Continental. Der Kompromiss zwischen Schneehaftung, Nassgriff und einem niedrigen Rollwiderstand sei nicht so einfach unter einen Hut zu bekommen. Die höchste Priorität gilt der Entwicklung eines sicheren Reifens, jedoch ist der Spagat zwischen Winterperformance und Regenperformance nicht Abstriche lösbar. Hierbei gilt es beim Kauf der Winterreifen für Pkw die eigenen Wünsche zu beachten, so weisen unterschiedliche Reifenmodelle verschiedene Eigenschaften auf.
Lautstärke und Fahrkomfort Die Lautstärke eines Reifens wird in Dezibel gemessen und beim Kauf eines Reifens mit einem verpflichtenden EU-Label gekennzeichnet. Dabei wird das externe Rollgeräusch in drei verschiedenen Geräuschklassen eingeteilt und liegt im Mittelwert zwischen 67 dB 76 dB. Moderne Winterreifen können jedoch keine messbaren Unterschiede in der Lautstärke, verglichen mit Sommerreifen aufweisen. Ebenfalls beim Thema Fahrkomfort können keine messbaren Unterschiede festgestellt werden. Ein weiteres Argument ist hingegen die Profiltiefe, je mehr Gummi auf dem Reifen ist, desto lauter wird sein Abrollgeräusch wahrgenommen und desto schlechter das subjektive Fahrgefühl. Sommerreifen werden in der Regel mit einer maximalen Profiltiefe von 7,5 mm ausgeliefert, wohingegen ein Winterreifen mit einer Profiltiefe von 8,5 mm ab Werk geliefert wird.
Die Ergebnisse des Winter- vs. Sommerreifen Vergleichs
Der Winterreifen gehört zum festen Bestandteil für eine sichere Teilnahme am Straßenverkehr. Ab Temperaturen unterhalb +7 °C überzeugt der Winterreifen mit Performance und Sicherheit. Bremsverhalten und Kurvenfahrten werden mit Sommerreifen auf Eis, Schnee oder matschigen Untergrund zu einem waghalsigen Unterfangen, welches empfindliche Strafen bei falscher Bereifung nach sich ziehen kann. Vergewissern Sie sich rechtzeitig vor dem Wintereinbruch, ob Ihre Reifen die empfohlene Mindestprofiltiefe von 4 mm nicht unterschreiten.
Und - endlich mal wieder richtig knackige Farben. Das tut gut bei dem Einheitsbrei, den derzeit viele Hersteller kochen.
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