Sicher durch Schnee und Eis mit Winterreifen. - Foto: unsplashWenn der Winter kommt, wird das Autofahren zu einer konzentrierten und mitunter angespannten Angelegenheit. Der Grund dafür ist, dass sich die Bedingungen ändern: Die Sicht wird durch Nebel oder Regen eingeschränkt, Batterien versagen häufiger wegen der Kälte, und Bremssysteme werden durch Eis oder Schnee besonders beansprucht.
Es gibt viele Faktoren, die die Sicherheit am Steuer in der kalten Jahreszeit beeinflussen. Hast du dich schon einmal beim Bremsen oder in einer Kurve im Winter unsicher gefühlt? Die meisten Fahrer bringen dieses unerwartete Rutschen nicht mit einem entscheidenden Fahrzeugteil in Verbindung: den Reifen. Deshalb ist der Wechsel auf Winterreifen mehr als nur eine Empfehlung – es ist eine grundlegende Sicherheitsmaßnahme, die den Unterschied zwischen einem Schrecken und einem Unfall ausmachen kann. Und das Wichtigste: Sie kann Leben retten.
Wenn das Wetter umschlägt, muss auch das Auto vorbereitet sein
Mit dem Einbruch der Kälte fahren viele Autofahrer weiterhin mit Sommerreifen in der Hoffnung, dass vorsichtiges Fahren ausreicht. Doch winterliche Wetterbedingungen erfordern eine spezifische Vorbereitung des Fahrzeugs. Wenn die Temperatur unter 7 Grad Celsius fällt, verlieren herkömmliche Reifen an Wirksamkeit. Der Grund ist einfach: Der Gummi wird hart und verliert an Bodenhaftung. Winterreifen hingegen bestehen aus speziellen Mischungen, die bei Kälte flexibel bleiben und so die Haftung deutlich verbessern.
Anders als in manchen Ländern ist die Gesetzeslage in Deutschland eindeutig: Es ist Pflicht, bei winterlichen Straßenverhältnissen mit geeigneten Reifen zu fahren. Laut der aktuellen Straßenverkehrsordnung (StVO §2 Abs. 3a) müssen bei Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch oder Reifglätte
winterreifen mit dem "Alpine"-Symbol (Bergpiktogramm mit Schneeflocke) verwendet werden.
Der Automobilclub ADAC, eine Referenz in Sachen Verkehrssicherheit in Deutschland, führt jährlich Tests durch, bei denen die Leistung verschiedener Reifentypen unter winterlichen Bedingungen verglichen wird. Jahr für Jahr bestätigen diese Tests: Winterreifen bieten deutlich bessere Kontrolle in Kurven, stärkere Traktion beim Anfahren und wesentlich kürzere Bremswege auf kalten oder verschneiten Straßen.
Reifenwahl entscheidend für sicheres Bremsen
Eines der aufschlussreichsten Ergebnisse der ADAC-Tests betrifft den Bremsweg. Auf schneebedeckter Fahrbahn kann ein Auto mit Winterreifen bei 50 km/h nach etwa 35 Metern zum Stehen kommen. Mit Sommerreifen kann sich der Bremsweg jedoch problemlos auf über 60 Meter verlängern. Diese Differenz von über 25 Metern kann den Unterschied ausmachen, ob es zu einem Aufprall kommt, ein Fußgänger angefahren wird oder ob man noch rechtzeitig auf eine Gefahr reagieren kann.
Selbst wenn kein Schnee liegt, sondern nur kalter und nasser Asphalt vorhanden ist, verändert sich das Reifenverhalten deutlich. Bei Nässe leiten Winterreifen das Wasser durch ihr tiefes Profil und zahlreiche Rillen besser ab – so wird das Risiko von Aquaplaning reduziert, einem der gefährlichsten und am schwersten kontrollierbaren Phänomene im Straßenverkehr.
Sicherheit beginnt mit der richtigen Vorbereitung
Ein weit verbreiteter Mythos besagt, dass Winterreifen nur bei Schnee nützlich sind. Tatsächlich zeigt sich ihre höhere Leistungsfähigkeit schon ohne Schneefall. Es reicht, wenn die Temperaturen sinken – besonders in den frühen Morgenstunden oder nachts –, um die Fahrbahn gefährlich glatt werden zu lassen.
Hinzu kommt, dass in Deutschland viele Landstraßen oder Nebenstraßen nicht so schnell geräumt werden wie Hauptverkehrswege, was das Risiko außerhalb städtischer Gebiete erhöht. Daher ist es unter verantwortungsbewussten Autofahrern üblich, zwischen Oktober und April auf Winterreifen zu wechseln – gemäß der bekannten Regel „O bis O“ (von Oktober bis Ostern).
Die Nutzung geeigneter Reifen verringert nicht nur das Unfallrisiko, sondern kann auch rechtliche und finanzielle Konsequenzen vermeiden. Im Falle eines Unfalls mit ungeeigneten Reifen drohen Bußgelder, der Verlust von Versicherungsschutz oder sogar zivilrechtliche Haftung bei nachgewiesener Fahrlässigkeit. Das derzeitige Bußgeld in Deutschland für das Fahren ohne geeignete Reifen bei winterlichen Bedingungen beträgt 60 Euro und kann steigen, wenn es zu einer Verkehrsbehinderung oder einem Unfall kommt.
Mit den richtigen Reifen sicher durch den Winter
Fachleute empfehlen, die Reifen vor jeder Saison zu überprüfen. Dabei sollte die Profiltiefe kontrolliert werden (gesetzliches Minimum: 1,6 mm, empfohlen wird ein Wechsel ab 4 mm), ebenso wie eventuelle Risse oder Verformungen. Außerdem muss das Alpine-Symbol vorhanden sein, das seit 2018 für neue Winterreifen verpflichtend ist.
Einige Werkstätten bieten dafür saisonale Check-ups an, bei denen neben den Reifen auch Bremsen, Beleuchtung und Flüssigkeitsstände geprüft werden. So kann sichergestellt werden, dass das Fahrzeug den Anforderungen des Winterbetriebs umfassend gewachsen ist.
Die Kosten für den Reifenwechsel zweimal im Jahr mögen lästig erscheinen, doch auf lange Sicht zahlt es sich aus – denn durch den Wechsel zwischen Sommer- und Winterreifen verlängert sich die Lebensdauer beider Reifensätze.