Mazda Ryuga (Bild: Mazda) Eine Idee nimmt Gestalt an: Nach der Anfang Dezember in Los Angeles gezeigten Studie Nagare setzt Mazda auf der North American International Auto Show in Detroit (13. – 21. Januar) mit dem Ryuga (japanisch für: „anmutiger Fluss“) die Serie richtungsweisender Konzeptstudien fort. Das zweite unter Leitung von Mazda Designdirektor Laurens van den Acker entstandene Concept Car hebt die mit dem Nagare eingeführte neue Mazda Designsprache auf ein seriennäheres Niveau. Die für den neuen Stil so charakteristischen, geriffelten Muster beginnen am Mazda typischen Fünfpunkt-Kühlergrill und setzen sich im Innenraum bis in die Türinnenverkleidungen und die Sitzpolster fort. Der Einstieg in das Interieur des Mazda Ryuga erfolgt über zwei Flügeltüren; den Antrieb des 4,28 Meter langen Sportcoupés übernimmt ein 2,5-Liter-Motor, der dank Flex Fuel-Technik mit dem umweltfreundlichen Ethanol-Kraftstoff E85 betrieben werden kann.
„Ryuga ist der zweite Schritt in der Evolution eines neuen Mazda Designs auf Basis des Grundthemas Nagare (japanisch für: Fluss oder fließend)“, betont van den Acker. „Eine Designstudie, die anders als der bewusst futuristische Nagare eine realistischere Perspektive aufzeigt und daher auch besser dazu dient, Reaktionen von Messebesuchern zu sammeln und auszuwerten. Um es in der Sprache der Mode zu erklären: Der Nagare ist ganz haute couture, der Ryuga bereits prêt-à-porter.
Der neue Mazda Ryuga (sprich: ri-ju-ga) demonstriere eine wohl kontrollierte Form der Bewegung, fährt der gebürtige Niederländer fort. „Die Studie Nagare war für uns ein Traum, der erst begann, langsam Formen anzunehmen. Der Ryuga dagegen führt die Ursprungs-Idee durch die Zugabe klarer Definitionen in eine konkretere Richtung.“ Aus diesem Grund habe Mazda laut van den Acker der Detroit-Studie neben einem voll ausgestalteten Innenraum auch einen praxisgerechten Antriebsstrang verpasst.
Das ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass auch der Mazda Ryuga aus jedem Blickwinkel einen atemberaubenden Anblick bietet. Die 21 Zoll großen Räder sind extrem weit in die vier Ecken des Autos gerückt, was zu einem standesgemäßen Showauftritt verhilft. Zumal auch die aggressive Keilform selbst im geparktem Zustand den Eindruck dynamischer Bewegung vermittelt. Flächen, die an der Vorderseite schmal und an der Rückseite größer sind, spannen sich über die Räder und geben dem Exterieur so Kraft und Richtung. „Einige der Proportionen wirken wie vom Wind gepeitscht“, beschreibt van den Acker. „Dramatik überall, zumal es nirgendwo eine echte Kante gibt.“
Fließende Seitenflanken wurden von japanischen Steingärten inspiriert
Yasushi Namakuta, zuvor verantwortlich für die dritte Generation des Kultroadsters Mazda MX-5, beschreibt die Vorbilder, aus denen das Mazda Designteam seine Inspirationen bei der Formenbildung des Ryuga bezog. „Das elegante Exterieur ist ein Abbild japanischer Vorstellungen von geheimnisvoller Schönheit und Intelligenz. So ließen wir uns zum Beispiel bei der Gestaltung der Seitenflächen von japanischen Stein- oder Trockengärten (karesansui) leiten. Die sorgfältig geharkten Kieselsteine dieser Zen-Gärten wirken wie die feinen Kräuselungen, die eine sanfte Brise auf der Wasseroberfläche erzeugt.“
Die Form der Scheinwerfer ähnelt laut Nakamuta dem Fluß des von Bambusblättern abperlenden Taus. Fortschrittliche LED- und fluoreszierende Tuben-Technologie würden in Zukunft auch in der Großserie solch komplexe Formen möglich machen.
Felgenspeichen im Stil von Turbinenschaufeln
Zur weiteren Betonung des starken Bewegungsdrangs sind die auf der rechten und linken Seite unterschiedlich geformten Speichen der Räder leicht verdreht. Um die Ähnlichkeit zu Gasturbinenschaufeln zu verstärken, sind die Hinterkanten mit einem Farbtupfer in Wagenfarbe akzentuiert.
Fließende Lava stand dagegen bei der Auswahl der Außenfarbe des Mazda Ryuga und beim Design der Lampen Pate. Je nach herrschenden Lichtverhältnissen werfen die Oberflächen gelbe, rote oder blaue Schattierungen zurück, ganz wie es geschmolzene, flüssige Lava auch täte. Van den Acker: „Die knallrote Farbe trifft direkt ins Herz.“
Die fließend gestaltete Kabine des rassigen Sportcoupés läuft nach hinten mit einem betonten Einzug aus. Kleine Ausleger am vorderen Ende der silberfarbenen Dachstreben beherbergen neben den seitlichen Blinkern Micro-Kameras, die ihre Bilder auf einen Zentralmonitor am Armaturenbrett schicken. So kommt die Studie ohne konventionelle Außenrückspiegel aus.
Als Reflexion eines originär japanischen Designs ist der Mazda Ryuga sowohl simpel wie komplex. Das dominante, fließende Element ist einfach und klar, während die spezielle Durchformung der Flanken und das Felgendesign subtile Wirkungen entfalten. Die Folge ist ein harmonischer Kraftfluss, der das Auto von vorne bis hinten durchströmt.
Radstand von 2,80 Meter als Basis für geräumigen Innenraum
Mit einer Länge von 4.280 Millimetern ist der Mazda Ryuga zwar deutlich kürzer und auch flacher als zum Beispiel der Mazda RX-8, bietet aber aufgrund des langen Radstandes von 2.800 Millimetern dennoch vier Personen genügend Platz. Zwei weit öffnende und groß dimensionierte Flügeltüren gewähren einen bequemen Einstieg zu allen vier Einzelsitzen.
Das Interieur haben die Mazda Designer als eine Kombination aus Fahrerorientiertem Cockpit und Lounge-ähnlichem Heckabteil konzipiert. Die vorderen Schalensitze bieten auch bei zügiger Fahrweise besten Seitenhalt; ihre Formgebung und das wellenartige Stoffmuster erzeugen den Eindruck von Geschwindigkeit.
Lenkrad im Stil eines Flugzeug-Steuerknüppels
Die scheinbar „schwebend“ angebrachte Mittelkonsole und ein multifunktionales Bedienfeld mit Touchscreen-Display erlauben eine optimale Interaktion zwischen Mensch und Maschine, ohne dass dabei die Augen von der Straße genommen werden müssten. Geschwindigkeit und Motordrehzahl werden – auf einer gemeinsamen Achse - sowohl digital wie analog angezeigt. Verlängerte Konsolen verleihen dem V-förmig zugespitzten Cockpit zusätzliche Tiefe, bringen aber zugleich die Informationen näher zum Auge des Fahrers. Das im Stil eines Flugzeug-Steuerknüppels oben offene Lenkrad verbessert die Sicht auf die Instrumente und die vorausliegende Straße.
Die virtuose Kombination aus Leder, polierten Aluminium-Applikationen und lichtdurchlässigen Kunststoff-Oberflächen tauchen das Interieur in einen warmen Farbton, wie er bereits in heutigen Mazda Fahrzeugen zu finden ist.
Durchzugsstarker und umweltfreundlicher Flex-Fuel-Antrieb
Zum sportlichen Gesamtcharakter des Mazda Ryuga passt der sowohl durchzugskräftige wie umweltfreundliche Antrieb. Der 2,5 Liter große Benzin-Motor aus der Mazda MZR-Baureihe kann sowohl mit Benzin als auch mit dem Bio-Kraftstoff E85 (Bio-Ethanol) betrieben werden. Über ein automatisches Sechsganggetriebe gelangt die Kraft des Flex-Fuel-Systems an die Vorderräder.
Sicheres Fahren wird durch die kleinen Außenkameras sowie ein System zum Aufdecken „toter Winkel“ gefördert. Aber auch die spezielle Lenkradform, eine „steer-by-wire“ Lenkung, die klar gezeichneten Instrumente und die 21-Zoll-Reifen mit eigens entworfenem Profil steigern das Fahrerlebnis.
van den Acker: „Mazda hat Mut, eine wirklich neue Designaussage zu suchen“
„Die wahre Bedeutung des Nagare und des Ryuga liegt darin, dass es Mazda mit diesen Studien zum ersten Mal riskiert hat, eine wirklich neue Designaussage zu suchen“, betont Laurens van den Acker. „Beide sind aber noch Forschungsobjekte und werden daher auch nicht in Serie gehen. Wir werden die hier gezeigte Oberflächensprache aber schon bald weiter konkretisieren und dann auch in neuen Serienfahrzeugen umsetzen. Der Erfolg der bereits durch Design und Fahrspaß geprägten aktuellen Mazda Produkte gibt dem Unternehmen die Zuversicht, den künftigen neuen Look als ureigenes Mazda Design zu reklamieren.“