Bild: Louis Renault 1899 (Coyright: Renault Deutschland) Renault feiert in diesem Jahr in Deutschland seinen einhundertsten Geburtstag. Vor 100 Jahren, am 17. Oktober 1907, wurde in Berlin die „Renault Frères Automobil Aktiengesellschaft” mit einem Grundkapital von 400.000 Reichsmark in das Handelsregister eingetragen. Die Gründung erfolgte durch Louis Renault und vier französische Kaufleute. Damit verfügte Renault über seine erste Tochtergesellschaft in Deutschland. Der erste Firmensitz und die Verkaufsräume befanden sich in der Mohrenstraße 22/23, direkt am Gendarmenmarkt in Berlin-Mitte.
Zum Verkaufsprogramm gehörten zunächst Luxuslimousinen, später dann auch mittlere Limousinen, Taxen, Busse und Nutzfahrzeuge. Neben einer Zweigniederlassung in Frankfurt hatte das Unternehmen Vertretungen in Aachen, Bonn, Coburg, Düsseldorf, Halle/Saale, Hamburg, Köln, Leipzig, Mainz, Metz (Lothringen), Mühlhausen (Elsass), Osnabrück und Straßburg (Elsass).
Tief in Deutschland verwurzelt
Heute gehört die Renault Deutschland AG mit rund 173.000 verkauften Pkw und leichten Nutzfahrzeugen pro Jahr zu den führenden Anbietern auf dem deutschen Automobilmarkt. Seit 1991 behauptet sich das Unternehmen ununterbrochen als stärkster ausländischer Hersteller. „Renault ist durch seine lange Tradition tief in Deutschland verwurzelt und hat sich mit französischem Charme sowie deutschen Tugenden wie Leistung, Verlässlichkeit und Qualität den 100 Jahre dauernden Erfolg immer wieder neu verdient”, erklärt Jacques Rivoal, Vorstandsvorsitzender der Renault Deutschland AG.
Aktuell sind rund 2,6 Millionen Renault Fahrzeuge auf deutschen Straßen unterwegs. Mit hohen Sicherheitsstandards – Renault verfügt als einziger Hersteller über acht Fahrzeuge mit der Höchstwertung von fünf Sternen im Euro NCAP-Crashtest – hat die Marke in den letzten Jahren gerade in Deutschland weiter an Ansehen gewonnen. Hinzu kommen Aspekte wie die Umweltfreundlichkeit der Fahrzeuge: So gehört Renault zu den wenigen Herstellern, die aktuell die CO2-Vorgaben der Europäischen Kommission erfüllen. Auch die Erfolge in der Formel 1 haben Renault weiter gestärkt: Im Jahr 2006 wurde das Renault F1-Team zum zweiten Mal hintereinander Doppel-Weltmeister in der Königsklasse des Motorsports. Ein Erfolg, der gerade im Land von Michael Schumacher starke Beachtung findet.
Für die Renault Deutschland AG mit Sitz in Brühl bei Köln sind heute rund 550 Mitarbeiter tätig. Das rund 1.400 Verkaufsstellen umfassende Händlernetz zählt zu den dichtesten Automobilvertriebs-netzen in Deutschland und beschäftigt rund 18.000 Mitarbeiter.
Gesellschaftliches Engagement
Das Unternehmen engagiert sich in Deutschland über den Verkauf von Automobilen hinaus auch in gesellschaftlicher Weise. Beispielhaft sind die Aktionen „safety stars” für mehr Sicherheit im Straßenverkehr und der „Renault Traffic Design Award”, mit dem Renault seit nunmehr sieben Jahren innovative Verkehrsarchitektur auszeichnet.
Heute werden die Aktivitäten in Deutschland stark durch die 3-Jahres-Strategie des Konzerns geprägt, der unter dem Namen „Vertrag 2009” die Verpflichtungen Qualität, Profitabilität und Wachstum in den Mittelpunkt stellt. Bis 2009 will Renault auch in Deutschland 26 neue Modelle auf den Markt bringen und unter die Top Drei in puncto Produkt- und Servicequalität aufrücken. Die ersten Fahrzeuge sind in 2007 der Dacia Logan MCV, der neue Twingo und der neue Laguna.
Bewegte Geschichte
Nach seiner Gründung im Jahr 1907 erlebt das junge Unternehmen bis zum Ersten Weltkrieg einen anhaltenden Aufschwung. Die Modelle sind wegen ihrer hohen Qualität und Zuverlässigkeit bei Taxiunternehmen und ab 1912 auch bei den ersten Autovermietern sehr beliebt. Die Verkäufe und die Zahl der Vertretungen wachsen gleichermaßen schnell.
Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges wird die Renault Automobil Aktiengesellschaft zwischenzeitlich unter staatliche Zwangsverwaltung gestellt. Infolge der Kriegswirren kann das Geschäft – bis auf die Werkstatt, die regelmäßig Reparaturaufträge erhält – nicht mehr rentabel betrieben werden.
1920 wird nach Aufhebung der Zwangsverwaltung ein neuer Aufsichtsrat gewählt, doch die folgende Wirtschaftskrise zwingt Louis Renault dazu, die deutsche Niederlassung zu liquidieren. Das bedeutet zwar nicht den vollständigen Verkaufsstopp, doch die Abwicklung belastet zwei Jahre lang das Geschäft.
Vielseitigkeit beflügelt die Entwicklung
1927 nimmt Renault seine Aktivitäten in Deutschland wieder auf und gründet am 23. November die „Deutsche Renault Automobil-Gesellschaft mbH” mit Sitz in Frankfurt am Main, die im Februar 1928 ins Handelsregister eingetragen wird. Das Unternehmen entwickelt und produziert zu dieser Zeit nicht nur Pkw, sondern auch Bootsmotoren, Flugzeuge, Lastwagen und Traktoren. Die Vielseitigkeit beflügelt das Geschäft, das der aufkommende Autoboom Anfang der 1930er Jahre zusätzlich verstärkt. Neben dem populären Primaquatre gewinnen auch die Luxusmodelle Nervastella und Nerva Grand Sport sowie die eleganten Cabriolets die Gunst der deutschen Kunden, zu denen auch Prominente wie der beliebte Schauspieler Rudolf Platte gehören.
Erst die Weltwirtschaftskrise beendet 1932 vorübergehend den Höhenflug. Die Deutsche Renault Automobil-Gesellschaft verlegt ihren Sitz nach Kehl am Rhein, um Kosten zu sparen. 1934 kehrt die Gesellschaft auf Grund der kräftig anziehenden Verkäufe wieder nach Berlin auf den Kurfürstendamm 161 zurück. Fünf Jahre später, bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im September 1939, folgt eine weitere Zwangspause.
Der Renault 4 CV bringt den Durchbruch
Im Gründungsjahr der Bundesrepublik Deutschland erfolgt 1949 in Baden-Baden der Neustart als „Renault Automobilgesellschaft für Deutschland mbH”. Zunächst werden Renault Automobile ausschließlich an Angehörige der alliierten Streitkräfte verkauft. Der Renault 4 CV ist das erste Modell, das nach dem Zweiten Weltkrieg auch wieder Privatkunden erhalten können. Die große Nachfrage nach dem praktischen Viertürer übersteigt in den kommenden Jahren die Liefermöglichkeiten.
Umzug ins Rheinland und Bau der neuen Hauptverwaltung
1954 entscheidet sich Renault auf der Suche nach einer geographisch und verkehrstechnisch günstigeren Lage für den Standort Köln. Das neue Modell Dauphine bringt einige Jahre später das Unternehmen im Land des Wirtschaftswunders auf Erfolgskurs. Die Zahl der Renault Vertragshändler wächst auf 250, die Zulassungen klettern kräftig auf rund 36.000 Einheiten pro Jahr. 1959 erfolgt die Teilung in die Deutsche Renault Vermögensverwaltung, die in Köln verbleibt, und die Deutsche Renault Automobilgesellschaft KG, die sich am heutigen Standort Brühl niederlässt und damals 620 Mitarbeiter beschäftigt. Weil der Platz eng wird, baut Renault in Brühl auf einem 200.000 Quadratmeter großen Gelände eine neue Hauptverwaltung und errichtet 1960 die erste Halle des neuen Zentralteilelagers, aus dem sich im Laufe der Zeit das heutige LTZR (Logistik, Teile, Zubehör und Recycling) entwickelt hat.
Deutschland wird wichtigster Auslandsmarkt
In den 1960er Jahren entwickelt sich Deutschland für Renault zum wichtigsten Auslandsmarkt. Die neuen Modelle Renault 4 und Renault 16 sind sehr beliebt und führen dazu, dass 1967 der Marktanteil von Renault erstmals über die 5-Prozent-Marke steigt: 950 Renault Händler verkaufen mehr als 74.000 Einheiten.
Die Nummer eins der ausländischen Marken
Mit einem Marktanteil von sieben Prozent und nahezu 150.000 Fahrzeugen wird Renault nur drei Jahre später erstmals Marktführer unter den nicht deutschen Anbietern. Allein der R4 steht für weit mehr als die Hälfte aller Neuzulassungen. Der Umsatz beträgt fast eine Milliarde DM.
Mit seinen sparsamen Modellen und dem modernen Renault 5 bleibt die Marke mit dem Rhombus 1973 trotz der Ölkrise an der Spitze der ausländischen Hersteller in Deutschland. Im Jahr darauf begründet der Renault-5-Elf-Pokal eine lange Tradition von Markenpokalserien, bei denen ambitionierte Autofahrer zu erschwinglichen Preisen in den Motorsport einsteigen können.
Großes Händlernetz, umfangreiche Finanzangebote
Die anhaltend hohen Verkäufe und der parallel dazu steigende Gesamtfahrzeugbestand in Deutschland erfordern ein großes Händlernetz. 1978 verfügt die Deutsche Renault AG mit 1.600 Partnern über das viertgrößte Servicenetz in Deutschland. Es spielt bis heute eine unverändert zentrale Rolle in der Vertriebsstrategie von Renault. Ende der 1970er Jahre nimmt auch die Renault Leasing GmbH ihre Geschäftstätigkeit auf, und die Renault Credit Bank GmbH erhält die Vollbankkonzession. Damit wird die Absatz- und Händlerfinanzierung auf eine neue Basis gestellt.
1989 beginnt Renault als einer der ersten Hersteller mit dem Aufbau eines Vertriebsnetzes in den neuen Bundesländern. Nach den schwierigen Achtziger Jahren ist das der Startschuss für eine neue Erfolgsstory. Schon 1991 wird Renault mit der Rekordzahl von mehr als 241.000 verkauften Einheiten erneut größter nicht deutscher Anbieter und gibt diese Position bis heute nicht mehr ab. 1995 ist Michael Schumacher der erste deutsche Formel 1-Pilot, der mit einem Renault Motor den F1-Weltmeistertitel erringt. Der anhaltende Boom auf dem deutschen Automobilmarkt führt zu neuen Absatzrekorden des Unternehmens bis Ende der 1990er Jahre.
Rekordverkäufe, hoher Marktanteil
Die ersten Jahre des dritten Jahrtausends bringen Renault endgültig in die Dimension eines Global Players. Die Allianz mit Nissan wirkt sich auch in Deutschland aus: von 2002 bis 2006 bilden Renault und Nissan ein gemeinsames Unternehmen. Neue Fahrzeuge wie der Vel Satis und der Modus kommen auf den Markt. Heute werden die Aktivitäten in Deutschland stark durch die 3-Jahres-Strategie des Konzerns geprägt, der unter dem Namen „Vertrag 2009” die Verpflichtungen Qualität, Profitabilität und Wachstum in den Mittelpunkt stellt. Bis 2009 will Renault auch in Deutschland 26 neue Modelle auf den Markt bringen und unter die Top Drei in puncto Produkt- und Servicequalität aufrücken.