BMW Group, Konzernzentrale München (08/2006) - copyright: BMW München. Neuer Glanz für eine Architekturlegende: Nach 28 Monaten wird im September 2006 die Konzernzentrale der BMW Group in München - das Ensemble aus dem "Vierzylinder", dem BMW Museum, dem Flachbau und Parkhaus - ein zweites Mal eröffnet. Seit April 2004 wurde das komplette "Innenleben" des 22 Stockwerke hohen Gebäudes und des Flachbaus ausgetauscht. Die 1500 Mitarbeiter hatten für diese Zeit ihre Büros in umliegenden Bauten. Mit dem Wiederbezug des "Vierzylinders" ist das beispiellose Renovierungsverfahren beendet. Das BMW Museum mit seiner markanten "Schüssel" wird im Sommer 2007 mit neuem Konzept und in einer anderen Größendimension wiedereröffnet.
Der vom österreichischen Architekturprofessor Karl Schwanzer 1973 erbaute Verwaltungskomplex war bereits damals innovativ und visionär. "Wer gegen die Verarmung unserer Existenz ist, muss sich für die Form in der Architektur entscheiden", so das mutige Plädoyer des Architekten. Seine kühne Bauweise mit einer Hängekonstruktion machte den "Vierzylinder" zum Meilenstein der Büroarchitektur: Die Stockwerke wurden per Hydraulik nach oben gehievt und dort um einen Kern "aufgehängt". Das gesamte Areal wurde1999 unter Denkmalschutz gestellt. Außen zeitlos modern, bedingten dreißig Jahre nach der Fertigstellung komplett neue technische Anforderungen den umfassenden Rück- und Umbau im Inneren. "Allein die Brandschutzanforderungen haben sich in den letzten Jahrzehnten radikal geändert", erläutert Christa Emmenegger, Architektin und technische Projektleiterin bei der BMW Group.
Die Generalplanung für die Modernisierung übernahm das renommierte Hamburger Architekturbüro ASP Schweger Assoziierte Gesamtplanung GmbH, das sich mit Hochhausbauten (MAINTOWER Frankfurt) und der Sanierung denkmalgeschützter Häuser (Preußisches Herrenhaus in Berlin als Sitz des Bundesrates) Kompetenz erworben hat. Beim BMW Group Projekt realisierte man ein zeitgemäßes energie- und ressourcensparendes Gesamtkonzept. "Schwanzers Entwurf war eine technische Meisterleistung. Wir haben neu strukturiert und aktualisiert", so Prof. Peter P. Schweger. "Wir haben die Sanierung in Bezug zur Charakteristik des Baus gebracht." Bei allen notwendigen Änderungen stand ein behutsamer Umgang mit dem Erbe des Erbauers für die BMW Group im Vordergrund.
Die Modernisierung war mehr Frischzellenkur als Face-Lifting. Die denkmalgeschützte Außenfassade aus silbrig schimmernden Aluminiumelementen - in Osaka gefertigt - blieb unangetastet und wurde nur gereinigt. Innen wurde bis auf die nackten Betondecken und -böden radikal alles entfernt: Klima- und Heizungsanlagen, Aufzüge, Inventar und die komplette elektrische Versorgungstechnik. Eine "Herkules"-Aufgabe: 330 000 Kubikmeter umbauter Raum und damit eine Bruttonutzfläche von 53 000 Quadratmetern wurden erneuert. 14 000 Tonnen Material wurden umweltgerecht entsorgt. Dafür beauftragte die BMW Group eigens ein Umwelt-Institut.
Für die Renovierung eines so ausgefallenen Bauwerkes bedurfte es immer wieder spezieller Lösungen, die nicht "von der Stange" sein konnten. So wurde anhand eines Referenzgeschosses eine exakte Kalkulation der Lasten errechnet. Jedes entsorgte Teil wurde gewogen, schließlich musste das Gesamtgewicht unverändert bleiben. Zu den spannendsten Aufgaben in 28 Monaten voll "kreativer Herausforderung", so Christa Emmenegger, zählte die Verkleidung der Trägerkonsole auf dem Dach des "Vierzylinders". Um die vier stahlarmierten Hängeköpfe aus Beton, das Herzstück der Tragwerkkonstruktion, vor Witterungseinflüssen zu schützen, wurden sie mit gebogenen Aluminiumschalen ummantelt. Die österreichischen Hersteller bauten für die Produktion dieser Spezialkonstruktion nicht nur eine eigene Werkshalle, sondern entwickelten auch einen besonderen Schweißroboter. Ein 158 Meter hoher Auslegekran hievte die Einzelteile dann auf das 99,5 Meter hohe Dach.
Alle 2 302 Fenster wurden in der BMW Group Konzernzentrale im BMW Hochhaus ausgetauscht. Jedes dritte Fenster lässt sich in allen Etagen per Automatik öffnen. Die Möglichkeit Fenster zu öffnen, stand in den 70er Jahren nicht zur Debatte, als große Klima-Anlagen das Non-Plus-Ultra waren. Die aus Denkmalschutzgründen innen angebrachten Jalousien reagieren in Kombination mit dem Tageslicht und den Witterungsverhältnissen. Sie werden von einem "Jahres-Verschattungs-Programm" elektronisch gesteuert - wie zahlreiche andere Bauteile in diesem Renovierungsprojekt ein eigens für die BMW Group entwickeltes Produkt.
Das Arbeiten in kreisrunden Räumen mit kurzen Wegen, von Schwanzer wegweisend entwickelt, blieb ebenso erhalten wie das Prinzip der Gruppenräume. Doch wurden Funktionsabläufe optimiert und Arbeitsabläufe effizienter gestaltet. Transparenz war das Credo bei der gesamten Neugestaltung. Dem zeitgemäßen Design der Büro-Möblierung entspricht eine konsequent durchgehaltene Farbgebung: Weiß und subtile Abstufungen eleganten Graus. Ästethik, Dynamik und technische Perfektion - die Corporate Identity der Marke BMW - spiegelt sich nun auch im Innenleben der Konzernzentrale kongenial wider.
Für die 28 monatige Modernisierung beauftragte die BMW Group insgesamt 130 Firmen. Der komplette Wiederbezug der Konzernzentrale der BMW Group im BMW Hochhaus ist für September 2006 geplant.