Italienisches Kult-Auto

50 Jahre Fiat 500: Von Anfang an ein vielseitiger Sportler

Wenn der neue Fiat 500 am 4. Juli 2007 der Weltöffentlichkeit präsentiert wird, fiebern viele Fans besonders der angekündigten Sport-Version des pfiffigen Italieners entgegen. Denn trotz kompaktester Dimensionen beflügelt der Fiat 500 des 21. Jahrhunderts schon jetzt die Phantasie auf ebenso sportliche Weise, wie es sein Urahn vor 50 Jahren vermochte.

Zeitsprung zurück um fünf Jahrzehnte. Seit Juli 1957 erobert der Fiat 500 die Herzen der italienischen Autofahrer und immer mehr auch das europäische Ausland. In der Stadt ist der wendige Winzling der König. Für die Landstraße sind anfangs 13, später 15 PS aber doch etwas wenig. Zumal das an ein Go-Kart erinnernde Fahrverhalten und das geringe Gewicht geradezu eine Einladung für die Frauen und Männer hinter dem Lenkrad darstellen, einen flotten Fahrstil zu pflegen. Der Ruf nach mehr Motorleistung wird immer lauter.

Er verhallt in den Werkshallen im Turiner Vorort Mirafiori nicht ungehört. Im Spätsommer 1958 präsentieren die Ingenieure eine Sport-Version des Fiat 500. Auf den ersten Blick erkennbar an der weißen Karosseriefarbe mit zwei kräftig-roten Rallyestreifen und ebenfalls in rot-weiß gehaltener Inneneinrichtung, bietet der Fiat 500 Sport auch unter dem Blech zeitgenössische Tuning-Maßnahmen. Der luftgekühlte Reihenzweizylinder im Heck wird um 1,4 auf nun 67,4 Millimeter aufgebohrt. Der Hubraum erhöht sich dadurch auf 499 Kubikzentimeter (Standard 479 cm3). Damit bleibt der Fiat 500 Sport bei Rennen und Rallyes noch immer startberechtigt in der heiß umkämpften 500-Kubikzentimeter-Klasse.

Hubraum-Vergrößerung, Verdichtungserhöhung durch flacheren Zylinderkopf und modifizierte Brennräume, „schärfere“ Nockenwelle und größere Ventile summieren sich auf eine Mehrleistung von 6,5 PS – eine Steigerung um erstaunliche 43 Prozent. Um der Belastung des Motorsports besser gewachsen zu sein, ist als Alternative zum Rolldach auch ein festes Blechdach erhältlich. Mit derart versteifter Karosserie und nunmehr 21,5 PS ist der Fiat 500 Sport das ideale Fahrzeug für Privatfahrer, die bei Rennen für serienmäßige Tourenwagen antreten.

Im professionellen Rennsport mit stark verbesserten Fahrzeugen taucht schon bald ein Name auf, der innerhalb kurzer Zeit untrennbar mit Sporterfolgen des Fiat 500 verbunden sein wird – Carlo Abarth. Der in Wien im Sternzeichen des Skorpions geborene Ingenieur holt aus dem Motor des Fiat 500 sogar bis zu 26 PS, modifiziert das Triebwerk aber auf andere Art als die Technikerkollegen im Fiat Werk. Bei serienmäßig bleibendem Hubraum von 479 Kubikzentimeter erhöht er die Verdichtung durch Planen des Zylinderkopfes deutlich (bis zu 10,5:1), verwendet in der letzten Ausbaustufe sogar hemisphärische Brennräume. Außerdem spendiert Abarth dem Zweizylinder einen größeren Weber-Vergaser, poliert alle Ein- und Auslasskanäle, um den Gasfluss im Motor zu verbessern, und installiert einen selbst entwickelten Auspuff. Damit setzt Abarth einen Trend, Sport-Auspuffanlagen tragen schließlich ganz entscheidend zum wirtschaftlichen Erfolg der mit dem Skorpion im Wappen arbeitenden Firma bei.

Der Fiat 500 Abarth sorgt nicht nur bei legendären Veranstaltungen wie der Rallye Monte Carlo für Aufsehen und sammelt auf der Rennstrecke Siegerpokale im Akkord. Er bricht auch zahlreiche Langstreckenrekorde für Straßenfahrzeuge. Im Februar 1958 legt ein aus sechs Fahrern bestehendes Team auf der Rennstrecke von Monza innerhalb von sieben Tagen die Strecke von 18.186 Kilometer zurück. Die Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt mehr als 108 km/h – sensationelle Werte für ein Auto, das im Serienzustand maximal 85 km/h erreicht.

Abarths Antwort auf die Nachfrage nach einem schnellen Fiat für die nächstgrößeren Hubraumklassen sind der Abarth 595 (1963) und der Abarth 695 (1964). Von beiden Fahrzeugen gibt es sowohl Versionen für den normalen Straßenverkehr als auch Homologationsvarianten (mit dem Kürzel SS) für den Rennsport. Auf 583 bzw. 689 Kubikzentimeter gebracht, produziert der aus dem Fiat 500 stammende Motor bis zu 38 PS im Fiat Abarth 695 SS. Ausladende Kotflügelverbreiterungen und Breitreifen unterstreichen das Potenzial des kleinen Italieners. Im Renntrimm für die so genannte Gruppe 2 (verbesserte Tourenwagen) läuft der Abarth 695 SS erstaunliche 140 km/h.

Noch einen Schritt weiter geht Abarth in Zusammenarbeit mit zwei berühmten italienischen Karosserieschneidern. Gemeinsam mit Zagato stellt Abarth 1958 den Fiat 500 Abarth GT auf die Räder. Das Coupé auf Basis des Fiat 500 im typischen Zagato-Stil feiert Erfolge vor allem bei Bergrennen. Pininfarina kleidet die Technik eines 500er Abarth mit einer Stromlinienkarosserie ein. Diese Kooperation hat nur ein Ziel – neue Rekorde aufstellen. Der Plan geht auf. Im Herbst 1958 stellt das Fahrzeug insgesamt 23 Langstreckenbestmarken über Distanzen bis zu zehn Tage (27.931 km mit 116 km/h) und 25.000 Kilometer (knapp 209 Stunden mit 120 km/h) auf. Ein Jahr später verbessert der Fiat 500 Abarth Pininfarina einige Rekorde sogar erneut.

Abarths großer Konkurrent um den Ruf des erfolgreichsten Tuners von Fiat 500 für die Straße ist Domenico Giannini. Der Italiener steigert die Leistung des Reihenzweizylinders mit klassischen Maßnahmen wie Zylinderkopfbearbeitung und Sportvergaser ebenfalls erheblich auf bis zu 29 PS im Giannini 500 TVS (1964). Im 590 GTS (1964) leistet das auf 586 Kubikzentimeter aufgebohrte Triebwerk sogar 35 PS und beschleunigt den Fiat 500 auf bis zu 130 km/h. Gleichzeitig wertet Giannini die Optik mit Chromzierleisten und Radkappen aus Chrom auf. Im Innenraum unterscheiden sich serienmäßige und getunte Version durch Zusatzinstrumente wie Drehzahlmesser und Ölthermometer. Anfang der 70er Jahre rüstet Giannini den Fiat 500 mit dem Motor des inzwischen präsentierten Fiat 126 aus. Bis zu 35 PS sorgen für mehr als flotte Fahrleistungen, der Einsatz im regulären Motorsport ist wegen des Techniktransfers allerdings ausgeschlossen.

Einen ähnlichen Weg wie Giannini schlägt Steyr-Puch ein. Der österreichische Fiat Importeur implantiert dem äußerlich nahezu unveränderten Fiat 500 einen 650 Kubikzentimeter großen, luftgekühlten Zweizylinder-Boxermotor aus eigener Produktion. Rund 20 PS kommen mit der alpenländischen Geographie deutlich besser zurecht als die 15 PS des italienischen Originals.

In der vor allem bei Rallyes weit verbreiteten 750er Klasse entwickelt sich der Steyr-Puch 650TR zum regelmäßigen Sieger. In der stark verbesserten Gruppe-2-Variante leistet der auf 660 Kubikzentimeter vergrößerte Motor offiziell bis zu 45 PS. Den Polen Sobieslaw Zasada trägt der Austria-Renner zum Titel des Rallye-Europameisters. Zasada gewinnt unter anderem die Rallye Polen und feiert bei der Rallye Monte Carlo 1965 einen Klassensieg. Das gleiche Kunststück gelingt bereits im Vorjahr dem Österreicher Walter Roser.

Zurück zur Übersicht
Neuere Nachrichten:Ältere Nachrichten:

Zufällige Bilder aus unserer Bildgalerie:

Corvette C6 Convertible
Corvette C6 Convertible
Chevrolet Matiz
Chevrolet Matiz
Mitsubishi Outlander Dakar
Mitsubishi Outlander Dakar
Renault Twingo
Renault Twingo
 
Direkt im Antriebsstrang
Die Komponenten der neuen In-Drive-Bremse von Mercedes. In der Mitte der eingeschlitzte Bremsbelag. Bild: Mercedes
Ein großes Problem bei Elektrofahrzeugen ist das Versotten der Bremse. Bis zu etwa 98% aller Bremsvorgänge werden in modernen Elektrofahrzeugen nicht mehr wie gewohnt über die Bremsen an den Rädern ... mehr ...
 
Vielseitig und praktisch
Besonders beliebt ist der Umbau zum Camper (Symbolbild). - Bild: pixabay.com
Transporter sind vielseitige Fahrzeuge, die sich für verschiedenste Umbaumöglichkeiten eignen. Vom Camper für den Urlaub bis hin zum praktischen Kühlfahrzeug ... mehr ...
 
Elektrisch unterwegs
Laden eines Elektroautos. - Foto: pixabay.com
Die Installation einer Wallbox ermöglicht das bequeme und schnelle Laden von Elektroautos zu Hause. Doch wie viel Aufwand und Kosten sind damit verbunden? Bevor man sich für eine Wallbox entscheidet, ... mehr ...
 
Neue Bildgalerien

Mercedes CLA 2025 - Preview und Technik
Einen Vorgeschmack auf den kommenden Mercedes CLA geben diese ersten Bilder von noch verhüllten Prototypen, aber auch einer Menge Technik.

Skoda Octavia 4 RS Combi
Bilder zum Facelift des Skoda Octavia RS Combi 2024

Skoda Octavia 4 RS Limousine
Bilder zum Facelift der Skoda Octavia RS Limousine 2024

Peugeot e-2008 Facelift
Bilder zum Facelift des Peugeot e-2008

Peugeot 2008 Facelift
Bilder zum Facelift des Peugeot 2008

BMW i7
Bilder zum BMW i7

Das neue BMW 2er Gran Coupe
Bereits nach vier Jahren gibt es die zweite Generation des 2er Gran Coupe.

Der neue Lexus NX Overtrail
Den Lexus NX gibt es ja schon länger in einer neuen Generation. Nun kommt noch eine aufgebockte Version mit mehr Geländegängigkeit dazu. ...

Der neue Lexus NX Overtrail
Den Lexus NX gibt es ja schon länger in einer neuen Generation. Nun kommt noch eine aufgebockte Version mit mehr Geländegängigkeit dazu. ...
 
© Dynamic Works Software & Technology GmbH • 2024