Opel im freien Fall: Vielleicht ist in 10 Jahren von Opel nicht mehr viel übrig. Opel - in den Siebziger und Achtziger Jahren mit Abstand die Nummer zwei im deutschen Markt. Und nun nur noch ein Schatten seiner selbst. Was ist passiert?
Warum wollen wir die Autos von Opel in Deutschland - und auch in vielen anderen Märkten - einfach nicht mehr? Eigentlich bietet Opel doch eine ganz ordentliche Produktpalette. Vielleicht sind es nicht die besten Autos, die man in Deutschland kaufen kann, aber immerhin werden die meisten Wagen doch noch hier produziert.
Mangelnde Qualität in den NeunzigernDer Abschwung begann in den neunziger Jahren, als Opel mit dem neuen Astra insbesondere zu Anfang massive Probleme hinsichtlich der Qualität der Autos hatte. Klar - nur in der Werkstatt stehen, das will man als Käufer schließlich nicht. Auch der Omega als damaliges Flaggschiff wie auch der Vectra konnten nicht wirklich mithalten.
Teure ProduktionsstättenOpel produziert noch immer viele Fahrzeuge ausschließlich in Deutschland oder England. Neue Werke in Polen, z. B. Gliwice oder Tychy kamen erst am Ende der 90er hinzu.
Mitarbeiterstruktur von OpelDie meisten Opelaner arbeiten immer noch in Deutschland. Dies ist ein deutlicher Wettbewerbsnachteil, der vom deutschen Markt aber nicht honoriert wird. Die Autokäufer greifen trotzdem lieber zu Hyundai, Kia oder Skoda.
Deutschland: 21.200 (57,7%)
Spanien: 6.500
Polen: 3.500
England: 3.200
Österreich: 1.600
Ungarn: 750
ProduktionszahlenOpel hat im vergangenen Jahr 1,277 Millionen Fahrzeuge produziert. Ein leichtes Plus gegenüber dem Jahr 2010. In den deutschen Werken sieht die Statistik allerdings anders aus. Hier liefen mit 464 TSD. Einheiten etwa 20.000 Autos (-5%) weniger vom Band als noch im Jahr zuvor. Dafür wurde in Polen und England mehr produziert. Opel reagiert also auch darauf, dass der deutsche Markt schrumpft. Und Opel muss dies auch tun.
Wenn Opel wegfällt ...Die Werkschließung in Bochum wurde ausreichend beweint. Und alle sind dabei, wenn es darum geht, den Unmut über die bösen Jungs von GM freien Lauf zu lassen. Nur leider sind immer weniger Käufer bereit, ein großes Stück deutscher Automobiltradition und auch die Mitarbeiter zu unterstützen. Und wie steht es mit den Mitarbeitern selber? Fährt man in Bochum bei Opel vorbei, erwartet man eigentlich einen Firmenparkplatz gefüllt mit Opels. Aber auch dem ist längst nicht so. Auch hier stehen deutlich mehr Fremdfabrikate als eigene Autos.
Wenn Opel wegfällt ist dies also bei weitem nicht nur der böse Wille irgendwelcher Manager, sondern auch der Wille des Marktes. Und warum bitte sollte man an teuerster Stelle produzieren, wenn hier ohnehin niemand die Autos kauft?
In jedem Fall steht zu befürchten, dass in den nächsten Jahren bei Opel noch wesentlich mehr Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen, als "nur" die etwa 3.000 Mitarbeiter bei Opel in Bochum.
Wollen wir das wirklich?
Autor: Christian Schön