Werk

Die Gläserne Manufaktur von Volkswagen in Dresden

Dresden, 30. Dezember 2007 - Am 11. Dezember 2001 wurde die eigens für die Fertigung der neuen Oberklasse konzipierte Gläserne Manufaktur in Dresden eingeweiht. Mit der zentral und homogen in das Stadtbild der deutschen Elbmetropole integrierten Manufaktur realisierte Volkswagen als erster Hersteller ein Produktionskonzept, das Prozesse der klassischen industriellen Automobilproduktion und manufakturartige Arbeiten miteinander verknüpft. Einmalig ist darüber hinaus die Tatsache, dass die einzelnen Arbeitsschritte am neuen Fahrzeug von den Kunden live begleitet werden können.

Mitarbeiter

Ende Dezember 2007 sind rund 380 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Automobilmanufaktur Dresden GmbH tätig.

Werkleiter

Ingo Heidenreich ist seit September 2006 Werkleiter der Gläsernen Manufaktur. Der Maschinenbauingenieur ist seit 1979 bei Volkswagen tätig. Er begann seine Tätigkeit bei Volkswagen als Fachreferent in der Qualitätsanalyse. Von 1992 bis 1995 war er für die Qualitätssicherung bei Volkswagen Brüssel verantwortlich, setzte zwischen 1995 und 1997 das Qualitätsverbesserungsprogramm bei Volkswagen of America um und übernahm 1999 die Leitung der Qualitätssicherung des Werkes in Emden.

Produktion

In der Gläsernen Manufaktur wird der Phaeton montiert. Ab Mitte 2005 wurde außerdem ein Teilkontingent des ansonsten im britischen Crewe gefertigten Bentley Continental Flying Spur in Dresden montiert. Damit unterstützte die Gläserne Manufaktur den Modellanlauf in Crewe. Diese Unterstützung endete planmäßig Ende 2006.

Fertigung

Kernelement der neuen Fertigungslinie ist das Schuppenband. Mit gewöhnlichen Fließbändern hat es nur noch die Taktsteuerung in Montageschritte gemeinsam; gemeint ist damit die Aufteilung der Fertigung in Stationen wie beispielsweise die Hochzeit (Motormontage) und den Scheibeneinbau. Die Oberfläche des als Rundlauf angelegten Schuppenbandes selbst besteht aus jeweils 29 Einzelgliedern, die vollständig mit Parkett belegt sind. Auf ihnen werden die zu montierenden Fahrzeuge mittels vielfach verstellbarer Hubtische mitgeführt. Die gesamte Situation gleicht bereits optisch durch den Parkettboden und die übersichtlich sortierten Montageteile in den Warenkörben eher einer Werkstatt des Handwerks als einer Fließbandfertigung.

Die Fahrzeuge in der Gläsernen Manufaktur werden auf zwei Etagen montiert. Um einerseits diese zwei Ebenen vertikal miteinander zu verbinden, anderseits aber – in horizontaler Richtung – die Fertigung auf der jeweiligen Ebene zu ergänzen, kommt parallel zum Schuppenband eine Elektro-Hänge-Bahn (EHB) zum Einsatz. Über diese Bahn werden die Wagen in das andere Stockwerk und zu speziellen Montage-Arbeitsplätzen befördert, etwa dem Betanken: Hier schwebt der komplette Wagen von Ebene 2 durch die Gebäudedecke in Ebene 1 ein. Dann wird er mit einem Heber abgesenkt.

Durch die Einteilung in präzise Montagetakte, die saubere Fertigung, die optimal geschulten Manufaktur-Mitarbeiter und permanente Kontrollen erreicht Volkswagen in Dresden eine Fertigungsqualität auf dem höchsten Niveau. Die einzelnen Fertigungstakte wurden konsequent auf die Menschen in der Manufaktur zugeschnitten. So ist etwa der Manipulator ein auf Rollen navigierbarer Helfer, mit dem die Beschäftigten große Teile, wie den kompletten Instrumententräger, millimetergenau für den Einbau in der Karosserie justieren können.

Logistik

Mit der im Herzen der sächsischen Landeshauptstadt Dresdens gelegenen Gläsernen Manufaktur entstand gleichzeitig ein neues Logistiksystem. Hierbei pendeln Just in time eigens entwickelte Logistikzüge auf dem Dresdener Straßenbahnnetz mit vorgefertigten Teilen zwischen dem Logistikzentrum Friedrichstadt vor den Toren der Stadt und der Gläsernen Manufaktur. Die City wird damit so wenig wie möglich durch zusätzliche Emissionen belastet. Die Straßenbahnen wurden von der Schalker Eisenhütten Maschinenfabrik GmbH Gelsenkirchen speziell für den Einsatz in Dresden entwickelt und binnen einen Jahres gebaut. Jeder der zwei 50 km/h schnellen Züge kostete rund 1,8 Millionen Euro. Sie liefern das Material in der unterirdischen Logistik-Ebene der Gläsernen Manufaktur Dresden Just in time an. Die bei Volkswagen in Mosel gefertigten Karosserien werden per Lkw an die Manufaktur geliefert und dort hinter der Glasfassade zur Dresdner Stübelallee wie in einem überdimensionalen Setzkasten zwischengelagert.

Kundenforum

Ebenfalls einen neuen Weg beschreitet Volkswagen mit einem in die Manufaktur integrierten Kundenforum. Hier können sich Besucher und Kunden mittels hochmoderner Technologien ebenso informativ wie erlebnisorientiert über Volkswagen, die neuen Oberklassemodelle der Marke und das Thema der individuellen Mobilität informieren. Selbstabholer der in Dresden produzierten Automobile werden in einem separaten Teil des Kundenforums, der Kundenlobby, exklusiv betreut. Die eigentliche Übergabe des neuen Fahrzeugs gestaltet sich im sogenannten Salon zu einem besonderen Erlebnis.

Standort und Architektur

Die L-förmige Gläserne Manufaktur Dresden befindet sich auf einem 8,3 Hektar großen Grundstück am Straßburger Platz, rund 100 Meter entfernt vom Botanischen Garten. Die neue Volkswagen Oberklasse entsteht hinter 27.500 Quadratmetern Fensterfläche auf drei Ebenen im 55.000 Quadratmeter großen und freundlich gestalteten Produktionsbereich. Der wird zur Stadt hin durch das komplett verglaste, winkelförmige Gebäude mit einer Kantenlänge von 140 Metern und einer Höhe von 20 Metern geprägt. Fußgänger oder Anwohner nehmen selbst in direkter Nähe des Betriebes so gut wie keine Geräusche aus der Manufaktur wahr.

Bereits im 19. Jahrhundert war das Grundstück der heutigen Gläsernen Manufaktur Dresden dicht bebaut. Bis zur Zerstörung im 2. Weltkrieg befand sich am Straßburger Platz der städtische Ausstellungspalast sowie das berühmte Kugelhaus, das während des Dritten Reiches demontiert wurde. Es war ein Ort, an dem auf internationalem Niveau Kunst, Kultur sowie Gartenbau- und Architekturkonzepte präsentiert wurden. Als Brücke in diese Vergangenheit erinnert im Erlebnisbereich der neuen Manufaktur ein kugelförmiges audiovisuelles Infotainment-Center an das damalige Kugelhaus.

Das von weiten sichtbare Erkennungszeichen der Gläsernen Manufaktur Dresden ist ein fast 40 Meter hoher Glasturm, in dem die fertigen Fahrzeuge auf ihre Abholung warten. Von hier aus, über die Piazza und die sogenannte Abholerbrücke, verlassen die Besitzer mit ihren Neuwagen die Gläserne Manufaktur Dresden.

Ebenso ansprechend wie die Außenarchitektur, wurde das Interieur der Manufaktur gestaltet. Die großen Glasflächen und 24.000 Quadratmeter Parkettboden (selbst im Montagebereich) erzeugen eine lichte und entspannte Atmosphäre, in der sich die innovative Grundphilosophie einer Manufaktur mit sorgsam ausgeführten und vielfach in Handarbeit erfolgenden Montageschritten als Ergänzung der industriellen Fertigungsprozesse widerspiegelt.

Umweltschutz

Besonderes Augenmerk widmeten die Planer dem Umweltschutz: 350 Bäume wurden unter Aufwendung von mehr als 56.000 Euro gepflanzt; spezielle Natriumdampflampen im Außenbereich arbeiten in einem gelben Spektralbereich, der die Insekten aus dem nahen Botanischen Garten nicht stört; die Tiefe des Gebäudekomplexes wurde so ausgelegt, dass der Grundwasserhaushalt im Gleichgewicht bleibt; die versiegelte Fläche verringerte sich im Vergleich zum vorherigen Bebauungszustand des Geländes von 6,7 auf 4,8 Hektar; da sämtliche Teile, bis auf die Karosserien, per Güterstraßenbahn transportiert werden, hat der Lkw-Verkehr im Innenstadtbereich nicht nennenswert zugenommen.


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